Geschichte der Deutschen Technion-Gesellschaft e.V.

im historischen Kontext

Erste Technion-Gesellschaft (ab 1924)

Vier Jahre verstrichen, bevor das Technion wieder eingerichtet und für die Lehre einsatzbereit war. Es standen nur sehr begrenzte Geldmittel für die notwendigsten Renovierungsarbeiten zur Verfügung, um dem schlechten Gebäudezustand zu Beginn der 1920er Jahre abzuhelfen. Neben den Jahren der Verwahrlosung während des ersten Weltkrieges, war nicht nur die Einrichtung, sondern auch die Laborutensilien geplündert worden: Während der Britischen Mandatszeit sollen die Damen der Gesellschaft die gläsernen Chemiekolben zum Einlegen ihrer Pickels benutzt haben.

1923 besuchte Albert Einstein das leere Technion-Gebäude auf seinem Rückweg von einer Vorlesungsreise in Japan. Sein Schiff ankerte in Haifa, er ließ sich vom Architekten Alexander Baerwald das Gebäude zeigen und unterstützte als Physiker den Plan, zeitnah ein Institut für Technologie und Wissenschaft in Haifa zu eröffnen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland rief er in Berlin wohlhabende jüdische Persönlichkeiten zusammen, um eine erste „Technion-Gesellschaft“ weltweit ins Leben zu rufen. Baerwald und Einstein kannten sich aus Berlin, wo sie gemeinsam im Quartett Kammermusik gespielt hatten; Einstein die Violine, Baerwald das Cello. Einsteins Engagement bestand in erster Linie in der Einrichtung einer neuen „Gesellschaft für ein technisches Institut in Haifa“, die in seiner Wohnung in Berlin-Schöneberg, Haberlandstraße 5, am 17.04.1924 gegründet wurde. Diese Gesellschaft warb um Spenden für das Technion und um Zollerleichterungen oder Zollfreiheit für die Verschiffung von Einrichtungsgegenständen. Durch die Weltwährungskrise war die Spendenbereitschaft deutlich zurückgegangen. Somit setzten sich die Spenden insbesondere aus praktischen Dingen, wie z.B. technischen Instrumenten und Möbeln zusammen, um das ehemals eingerichtete Gebäude wieder vollkommen nutzbar zu machen.

Die Zionistische Weltorganisation stellte zusätzlich ein kleines Budget zur Verfügung und im Dezember 1924 schrieben sich die ersten Studenten in den Fächern Architektur und Bauingenieurwesen am Technion ein. Unter ihnen waren von Beginn an weibliche Ingenieurstudenten.

In die Zeit ab 1924 fielen die Eröffnung des Technion, erste erfolgreiche Jahre der Lehre, aber auch wiederholte finanzielle Engpässe.

Die Hochschule in Haifa hatte in den ersten Jahren unter großer Finanznot gelitten, zum 30.09.1931 waren den Mitarbeitern ihre Verträge gekündigt worden. Sie arbeiteten fortan zum Wohle der Studenten und zum Überleben des Instituts ohne Bezahlung weiter. Der Zuzug vieler hervorragend ausgebildeter Ingenieure und Techniker aus Deutschland brachte für die Hochschule schließlich eine finanzielle Wende, es wurden wieder große Spenden aus anderen Ländern geleistet und auf die zwischenzeitlich eingeführten hohen Studiengebühren konnte wieder verzichtet werden.

Zwischenzeiten (bis 1981)

Ab dem Jahr 1933 suchten jüdische Professoren aus Mitteleuropa vermehrt Zuflucht und eine Anstellung am Technion. Die damals noch wenigen Fachbereiche konnten nur einen kleinen Teil der Wissenschaftler aufnehmen. Durch die angesehenen europäischen Professoren wurde das Technion bereits zu diesem Zeitpunkt eine ausgewiesene wissenschaftliche Hochschule, auch wenn ihr dieser Name erst mit Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 offiziell zuerkannt wurde.

Vorschläge zur Übernahme jüdischer Professoren aus Europa 1933

Schon 1949 gründete der aus England stammende Prof. Sidney Goldstein die Fakultät für Luftfahrttechnik und baute sie gegen alle Widerstände aus. Sie ließ mit den am Technion ausgebildeten Ingenieuren die Flugzeugindustrie in Israel aufblühen. Prof. Goldstein bündelte akademische Regulierungen an der Hochschule zu formalen Leitprinzipien westlicher Standards, sie bildeten die Grundlage für die akademische Entwicklung der Universität.

Zu Beginn der 1950er Jahre wählt Ministerpräsident David Ben-Gurion eine 1,2 km2 große Fläche für den neuen Campus des Technion aus, damit sich die Hochschule den Bedürfnissen der stetig steigenden Studentenzahlen anpassen kann. Grundsteine für die neuen Gebäude werden 1953 auf dem Sattel des Karmel-Berges gelegt und die Zahl der Fakultätsmitglieder steigt auf 206. In der mehr als 10-jährigen Amtszeit des Präsidenten Lt. (Gen.) Yaakov Dori werden eine wissenschaftliche Fakultät, eine Graduiertenschule, der in eine Stiftung umgewandelte Bereich „Forschung und Entwicklung“ und zahlreiche neue Ingenieurprogramme etabliert. Zuvor als Kurse gelehrte Fächer wie Mathematik, Chemie, Physik, Mechanik und Landwirtschaftstechnik wuchsen bald zu eigenen Fachbereichen heran und die 1954 gegründete Amerikanische Technion-Gesellschaft rang dem Ministerpräsidenten Ben-Gurion das Versprechen ab, für jeden gespendeten Dollar zum Aufbau des neuen Campus ergänzend einen Dollar vom israelischen Staat zu erhalten. In dieses Unterfangen wurden auch bald die anderen Technion-Gesellschaften weltweit eingebunden.

In den 1960er Jahren öffnete das Technion seine Tore für hunderte afrikanischer und asiatischer Studenten aus Entwicklungsländern und bot Programme in englischer Sprache an, die mithilfe des Außenministeriums und von UNO-Behörden in den jeweiligen Ländern zu einer besseren Wirtschaft führten. Währenddessen wuchs die Studentenzahl, die 1924 mit 17 Einschreibungen begonnen hatte 1959 auf 1.973 und 1973 auf 5.756 an.

Mit der medizinischen Fakultät, die im Jahr 1969 eröffnet wurde, waren große Erwartungen an eine fruchtbare Zusammenarbeit der Ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche und der Medizin verbunden. Diese bewahrheiteten sich Jahrzehnte später in einer Blüte der Medizintechnik und den 2020er Jahren in der Kombination der Künstlichen Intelligenz mit den Lebens- und Naturwissenschaften.

An eine Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit Deutschland war lange nicht zu denken: Dem Kuratorium des Technion, dem „Board of Governors“, stand von 1956 an der ehemalige Richter Mosche Landau, ein erklärter Gegner Deutschlands und Hauptankläger im Eichmannprozess vor. Unter seinem Vorsitz konnte das Technion als einstmals „deutsche Hochschule“ keine offiziellen Beziehungen mit Deutschland und deutschen Universitäten aufnehmen. An eine Wiedergründung einer Freundesgesellschaft war von israelischer Seite aus nicht zu denken. Da dem Präsidenten der Hochschule die Hände gebunden waren, begann der damalige Vizepräsident für Forschung des Technion, Prof. Dr. Joseph Hagin, in den 1970er Jahren erste Kontakte mit Deutschland zu knüpfen. Er ebnete im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Bonn gemeinsam mit dem Ministerialdirektor von Hase und dem Leiter des Fachbereichs Physik der Universität Göttingen, Prof. Dr. Peter Haasen, den Weg für eine akademische Zusammenarbeit.